Nach hinten! Dabei gehe ich in eine andere Richtung - ans Ende der alten bekannten Welt

Am Ziel und immer noch im Verurteilen

Was passierte, als ich weiterging ... Ein Impuls in dieser Corona-dominierten Zeit

Es passierte 2008, Deutschland hatte im Juni noch nicht das Finale der Fussball-Europameisterschaft gegen Spanien erreicht, stand aber mittlerweile kurz davor. Und ich wollte meinem Herzenswunsch folgend, noch einmal weiterpilgern - mein Finale. Dazu musste ich an dem Büro vorbei, wo jeder Ankömmling sich hinwendet, wenn er, sie, es die Compostela, also die offizielle Pilgerurkunde in Empfang nehmen möchte. Früh morgens hatte sich schon eine Schlange vor dem Gebäude gebildet, die ich damals passieren wollte. Erstaunt blieb ich stehen, dass schon so viele PilgerInnen auf Einlass begehrten.

"Hinten anstellen!" wurde ich aus der Schlange angeraunt

Nachdem ich mich in Santiago de Compostela ein paar Tage erholt hatte, wollte ich doch weiter Richtung Finisterre und Muxia weiterpilgern. Und am offiziellen Pilgerbüro „Oficina de Acogida al Peregrino" werde ich derart rüde angesprochen. Ich war so erstaunt und verharrte einen Augenblick. Völlig ungefragt wurde ich von mindestens drei Personen angewiesen, mich sofort ans Ende der Schlange zu begeben.

Der Ton macht ja bekanntlich die Musik, das gilt selbst auf dem Jakobsweg

Es ist doch egal, ob jemand seine Wanderschaft auf dem Jakobsweg gerade abschließt oder vermeintlich weiterkommen will ... Gelassenheit, Achtsamkeit oder eben Resilienz wären doch nach einer selbstbestimmten Pilgerauszeit gefragt ... . Oder etwa nicht???

Warum fragt mich eigentlich niemand wohin ich will? Oder ...

"Guten Morgen, willst du dir auch eine Pilger-Urkunde ausstellen lassen?" Oder einfach ... "Wie geht es dir?" Aber nein, aus der Schlange kommt gleich der regelkonforme Schlangensteher und passt aber auf, dass ja keiner aus der Reihe tanzt. Ohne Ausnahme, sonst gibt es eine heftige Schelte! Dabei wäre im Dialog - in einer Kommunikation mein Weg sofort klar gewesen und wir hätten vielleicht noch ein spannendes Pilgerdetail ausgetauscht. Das musste seinerzeit ausfallen. Allerdings war die Überraschung groß, als ich erklärte, das ich noch weiterkommen wollte und gar nicht ins Büro möchte. "Buen Camino!" und ich schaute seinerzeit in verdutzte Gesichter.

Was hat denn meine Jakobsweg-Situation 2008 mit der aktuellen Corona-Situation 2021 zu tun?

Ohhh, da fallen mir z. B. Situationen an der Kasse ein, wo sich Mitmenschen als Richter über Abstände einschalten. Nicht nur einmal haben diese Kritiker und Verurteiler laut mit der Kassiererin über die scheinbar regelverletzende Person gesprochen, anstatt mit ihr direkt. Miteinander reden anstatt übereinander, ist doch viel besser und persönlicher. Und ist nicht gerade in der Corona-bedingten Zeit Wandlungsfähigkeit, Aufmerksamkeit und Mitgefühl wichtiger denn je? Die oft zitierte persönliche Einsamkeit könnte auch an der Kasse überwunden werden. Freundlichkeiten auszutauschen kann sehr belebend sein. Nach einer aktuellen Corona-Studie der Universität British Colombia vermissen Menschen aktuell kleine Gespräche, wie beim Kaffee-to-go-Kauf. Also ist die Rechthaberei ein Aufschrei der Seele oder ein unglücklicher Weg der Kommunikation? Also wie könnten die Richter in der Schlange denn möglicherweise fragen?

"Ich fühle mich nicht so wohl, wenn Sie mir zu nahe kommen."

"Entschuldigen Sie", direkt gerichtet an die Person, die gefühlt anscheinend einen definierten Abstand nicht einhält, "Ich fühle mich nicht so wohl, wenn Sie mir zu nahe kommen. Könnten Sie auf einen größeren Abstand achten? Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis" Oder ..."Ist Ihnen Ihr Abstand zu mir bewusst?" Oder ... "Entschuldigen Sie, da ich in der Schlange nicht zurückgehen kann, bitte ich Sie ein wenig vorzurücken. Würden Sie das bitte tun?"

Vielleicht sollten wir alle mal gedanklich manchmal einen Schritt zurück gehen um die Situation mit einer größeren und bewussten Distanz zu beobachten. Zurückgehen an den Rand der eigenen alten bekannten Welt und dann schauen, wo ich eigentlich stehe. Zum Glück ist in Finisterre nicht das mittelalterliche Scheibenende, sondern einfach nur der Atlantik mitten in einer runden Kugel, Namens "Erde".  Wir stehen also mittendrin und so könnten sich auch unsere Kommunikation-Ansätze verändern. Das wäre doch schön, oder etwa doch nicht?

Die Corna-Zeit möchte, das wir wir wieder miteinander in voller Aufmerksamkeit sprechen - Das ist und bleibt mit Abstand am besten!

Und auf dem Jakobsweg erst Recht! Finde ich ;-)

Beste Impulse aus Norddeutschland,

 

Ihr Peter Köstel

Coach. Trainer. Jakobsweg-Pilger

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